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Saudi-Arabien vs. Iran: Mutter aller Machtkämpfe


Es lief gut für den Iran - bis Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman die Zügel ergriff, um die Entwicklung umzudrehen. Der Iran hatte sich in den letzten Jahren als Regionalmacht etabliert und damit auch die Macht der Schiiten innerhalb des Islam gestärkt.

Kürzlich besuchte Russlands Präsident Wladimir Putin Teheran und unterzeichnete Verträge im Energiesektor im Wert von 30 Milliarden Dollar. Für Teheran bedeutet das: viel Geld und ein strategischer Sieg gegenüber den USA, wo Präsident Donald Trump ständig damit droht, den Atomdeal aufzukündigen und Sanktionen zu verschärfen. Doch der Iran signalisiert mit diesen Deals: "Wir sind auf die USA nicht angewiesen!".

Iran und Russland siegreich in Syrien Der Iran hat sich im Nachbarstaat Irak politisch und militärisch durchgesetzt. US-Außenminister Rex Tillerson reiste kürzlich in die Golfregion und versuchte, arabische Staaten für die Anti-Iran-Allianz von Trump zu gewinnen. Unter anderem forderte er in Bagdad, die schiitischen "Volksmobilisierungseinheiten" (Haschd al-Schaabi), die vom Irak gegen den IS, aber auch gegen Kurden eingesetzt werden und vom Iran finanziert, ausgerüstet und ausgebildet werden, sollten "nach Hause gehen". Iraks Regierungschef Haider al-Abadi lehnte das forsch ab und reiste demonstrativ nach Teheran. Die USA standen düpiert da, wieder ein Sieg für den Iran. Gemeinsam mit Russland hat der Iran sich längst in Syrien durchgesetzt und seine Interessen militärisch mithilfe schiitischer Milizen gesichert.

Im Libanon trat Ministerpräsident Saad Hariri zurück und warf der schiitischen Hisbollah-Miliz vor, ihm nach dem Leben zu trachten. Die Hisbollah gilt als verlängerter Arm des Iran. Saudi-Arabien wertet das Erstarken der Hisbollah als "Kriegserklärung" des Libanon - und indirekt des Iran - gegen sich.

Irans Ex-Außenminister: "Unsere Raketen sind nicht tauglich für Atomwaffen" Kamal Kharazi war Außenminister unter Präsident Mohammad Khatami und ist heute Außenpolitik-Berater des obersten Staats- und islamischen Revolutionsführers Ajatollah Ali Khamenei. Er vermittelt einen Einblick in das Denken der iranischen Führung in dem Pulverfass Mittlerer Osten. Kurt Seinitz sprach mit dem Politiker.

"Krone": Die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Stellvertreterkriege haben Syrien zerstört, zerstören den Jemen und könnten nun den Libanon in die Wiederholung des verheerenden Krieges von 1975 bis 1990 stürzen. Weshalb also diese Macht-Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran? Kamal Kharazi: Die Führer der saudischen Monarchie arbeiteten von Anfang an gegen die islamische Revolution von 1979 im Iran, die sie als Bedrohung der Grundlage ihrer Herrschaft betrachten. Das erste Komplott war die Unterstützung des Krieges von Iraks Saddam Hussein gegen den Iran. Dann gab es zumindest zeitweilig die Unterstützung des Daesh (Islamischer Staat), der bedrohlich nahe an Bagdad und an unsere Grenze heranrückte. So halfen wir dem Irak und Syrien im Kampf gegen die Terroristen. Das neueste Komplott ist der Libanon. Wir waren immer zu Gesprächen bereit, vorausgesetzt, die andere Seite hat Frieden, Sicherheit und Stabilität im Sinn.

st diese Macht-Rivalität der Ausfluss des historischen Gegensatzes zwischen Sunniten und Schiiten? Nein. Der Iran unterstützt zum Beispiel auch die Palästinenser oder Gruppen in Afghanistan. Die entscheidende Frage ist: Bist du in der Widerstandsfront oder in der Unterwerfungsfront?

US-Präsident Trump möchte den Anti-Atomvertrag mit dem Iran killen. Sein Argument ist das iranische Raketenprogramm. Dazu hat Trump kein Recht und darüber kann es auch keine Verhandlungen mehr geben. Der Atomvertrag ist im UNO-Sicherheitsrat verankert. Dieser Vertrag hat übrigens mit unserem Raketenprogramm zur Selbstverteidigung nichts zu tun. Über unsere Raketenverteidigung lassen wir nicht verhandeln.

Langstreckenraketen sind aber mehr als Selbstverteidigung. Unsere Raketen sind nicht für Atomsprengköpfe geeignet, und wir haben auch nicht die Absicht, sie atomwaffentauglich zu machen. Wir sind gegen Atomwaffen.

Dennoch, auf offiziellen Veranstaltungen im Iran wird wiederholt "Tod dem zionistischen Gebilde" gerufen. Will der Iran Israel zerstören? Staatsführer Ajatollah Khamenei hat vor Jahren die These aufgestellt: Wenn ein Staat geschaffen wird, in dem alle seine Einwohner, Juden, Palästinenser und andere, die gleichen demokratischen Rechte haben, wird es auch kein zionistisches Regime mehr geben.

Also ist der Iran gegen das Konzept einer Zwei-Staaten-Lösung? Ja. Das ist keine Lösung.

US-Präsident Trump war kürzlich in Saudi-Arabien. Danach hat sich die Lage verschärft. Trump fischt in trübem Wasser. Sein Ziel ist klar, und er kann enorme Mengen Waffen verkaufen.

Die Islamische Republik ist nun 38 Jahre alt. Können Sie sich an einen Moment erinnern, in dem es eine Chance gegeben hätte für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und dem Iran? Es gab viele Versuche von beiden Seiten, aber wir waren nicht in der Lage, den USA zu trauen. Das bestätigt sich auch im Verhalten der USA zum Atomvertrag. Dieses Abkommen hatte gezeigt, dass der Iran gesprächsbereit ist, wenn der Dialog auf Augenhöhe stattfindet. Wenn der Iran etwas unterschreibt, dann kann man sich darauf verlassen, dass wir einhalten, was wir versprechen. Die USA haben das Gegenteil bewiesen. Man kann ihnen nicht vertrauen. Wenn Verhandlungen von gegenseitigem Respekt getragen sind, kann Vertrauen hergestellt werden.

Kurt Seinitz,

Kronen Zeitung/krone.at


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